
Kennst du das?
Du steckst in einer Situation voller Anspannung, greifst zu deinem Skill – und spürst einfach keine Erleichterung.
Vielleicht hast du gedacht, der kalte Waschlappen, das Igelballrollen oder die 5-4-3-2-1-Methode müssten sofort funktionieren.
Doch es passiert… nichts.
Dieses Gefühl kann unglaublich frustrierend sein.
Viele, die mit Skills arbeiten, kennen genau diese Enttäuschung.
Sie glauben dann schnell: „Ich bin zu schwierig. Bei mir funktioniert nichts.“
Aber genau hier lohnt es sich, nochmal hinzuschauen.
Denn: dass ein Skill nicht immer gleich wirkt, heißt nicht, dass du versagt hast.
Es bedeutet nur, dass Skills – wie jede andere Fertigkeit auch – Zeit, Übung und manchmal Anpassung brauchen.

Warum Skills nicht immer sofort wirken
1. Anspannung ist manchmal zu hoch
Wenn dein inneres Stresslevel extrem hoch ist, können manche Skills überfordert sein.
Das ist vergleichbar damit, in einem brennenden Haus zu versuchen, ein Räucherstäbchen anzuzünden, um die Stimmung zu verbessern.
Manchmal braucht es vorher eine Art „Not-Aus“, wie einen sehr intensiven Reiz oder eine direkte Unterbrechung, bevor feinere Skills greifen können.

2. Skills brauchen Training
Viele Skills entfalten ihre Wirkung nicht beim allerersten Mal, sondern werden durch Wiederholung stärker.
Es ist ein bisschen wie ein Instrument lernen: die ersten Töne klingen schräg, aber mit Übung wird daraus Musik.

3. Skill nicht passend gewählt
Manchmal passt der ausgewählte Skill nicht zur Situation.
Beispiel: bei lähmender Erschöpfung kann ein belebender Skill besser wirken als ein beruhigender.
Oder umgekehrt bei massiver Unruhe kann Kälte hilfreicher sein als Aktivierung.
Das bedeutet: Skill-Pool immer wieder überprüfen und flexibel bleiben.
Und denk dran: Skills sind sehr individuell; nur weil es für eine Person sehr hilfreich und regulierend ist einen Boxsack zu bearbeiten muss das nicht auch auf dich zutreffen. Häufig kann es auch nach hinten los gehen. Daher immer checken, ob der Skill auch für dich geeignet ist.
4. Zu hohe Erwartungen
Viele denken: „Der Skill muss meine Gefühle sofort wegmachen.“
Aber Skills sind nicht dafür da, Emotionen komplett auszuschalten – sondern sie helfen, dich zu stabilisieren, damit du deine Gefühle aushalten kannst, ohne in einer Art und Weise zu handeln, die du später bereust.
Diese Perspektive entlastet enorm.
Typische Fehler im Umgang mit Skills
- nur einen einzigen Skill ausprobieren und enttäuscht sein
- Skills nur in Notfällen üben, nie im Alltag
- keinen Plan B haben (z.B. jemanden im Notfall anrufen)
- Skills wie eine „Medizin gegen Gefühle“ betrachten
- keine Pausen zwischen Skills zulassen
-
eigene Werte nicht berücksichtigen („was ist mir wichtig?“)
Was du tun kannst, wenn ein Skill nicht wirkt
✅ Skill-Kette: plane mindestens drei Skills hintereinander, nicht nur einen.
✅ Notfall-Skills: für absolute Hochspannung Skills mit starkem körperlichen Reiz bereithalten (Eiswürfel, kaltes Wasser, Chilischoten). Aber: Individuelle Abneigungen, Trigger und ähnliches beachten!
✅ Erfolgstagebuch: notiere, wann Skills wirken, wann nicht, um Muster zu erkennen.
✅ Üben, auch wenn es nicht brennt: trainiere Skills im Alltag, damit du im Ernstfall geübt bist.
✅ Beratung einholen: mit Fachleuten, Peers oder Vertrauenspersonen sprechen, wenn du hängst.
✅ Erwartungen überprüfen: will ich meine Emotionen wegmachen, oder geht es um Stabilisierung?
Es ist normal, dass Skills nicht immer gleich wie ein magischer Knopfdruck wirken.
Das bedeutet nicht, dass du zu kompliziert bist oder Skills für dich nie funktionieren werden.
Es bedeutet nur, dass du herausfinden darfst, welche Skills, in welcher Reihenfolge, zu deinem Leben passen.
Bleib dran, probiere weiter, reflektiere.
Skills sind Werkzeuge — und jedes Werkzeug will gelernt werden.
Du darfst dich dabei annehmen, auch wenn es nicht immer glatt läuft.
